Die Bauern sind wahre Pioniere des digitalen Wandels

Ein Gespräch mit Erich Schaumburg, Vorsitzender des Kreisbauernverbands Kassel und Kreislandwirt, über GPS-gesteuerte Traktoren und digitalisierte Ackerschlagkarteien

GUT WINDHAUSEN. Wann er seinen ersten Computer gekauft habe? Erich Schaumburg, Vorsitzender des Kreisbauernverbands im Landkreis Kassel, kommt ins Grübeln. „Das weiß ich schon gar nicht mehr. Ach du Schande. Aber so Mitte der 1980er Jahre müsste das gewesen sein“, lautet seine Antwort. Wie so viele andere kaufte sich Familie Schaumburg damals den Heimcomputer als eine moderne Form der Schreibmaschine. Das neue Gerät machte, nach einer ersten Phase der Einarbeitung seines Nutzers, alles besser als die alte Schreibmaschine, - und es sparte Tipp-Ex, eine teure, weiße Flüssigkeit, mit der Tippfehler auf dem Papier mehr oder minder gekonnt übertüncht wurden. Den tiefgreifenden und umfassenden Wandel, der mit der neuen Schreibmaschine in das Haus des Landwirts Einzug gehalten hatte, sah Erich Schaumburg damals noch nicht voraus.

Der Fortschritt nahm am Schreibtisch Platz

Rasch nahm der nächste Fortschritt auf dem Schreibtisch Platz: Ein Modem. Familie Schaumburg musste sich entscheiden, ob sie telefonieren oder auf dem Computerschirm etwas von der weiten Welt sehen wollte. Der Computer war ein „Freizeitplatz“ für ein paar Stunden am Wochenende und noch lange kein Arbeitsplatz. Doch ein solcher wurde er schon bald. „1993 ging es los in der Agrarförderung“, erinnert sich Erich Schaumburg: „Wir stellten als Landwirte unsere Förderanträge von 1993 an zunächst nur auf Papier und von 2004 an am Computer. Wir mussten anfangs die Informationen auf einen Datenspeicher hochladen und konnten später unsere Daten online übermitteln. Viele Kollegen blieben beim Papier, wir nutzten sofort den Computer und gingen, sobald es möglich war, online. Und dann ging es auch schon los. Wir bekamen ein etwas schnelleres Internet und rund um die Landwirtschaft wurde immer mehr digitalisiert.“